At Tag 10 – 16

Tag 10 15,5 Meilen / 24,8 km

Es geht also nach einem kräftigen Frühstück gegen Mittag wieder zurück. Wir sind nun offiziell aus Shenandoah Nationalpark raus es wird also wieder ruhiger und abgelegener. Durch den Regen und anhaltenden Nebel ist alles unter Wasser und nass. Mir gefällt die düstere Stimmung, nur schade um die Aussichten. Immerhin ist es für Oktober noch sehr warm. Bei den Zeltplätzen kann man hier echt nicht wählerisch sein. Solange ich was finde wo mein Zelt halbwegs hin passt und die Heringe etwas in Boden gehen reicht das schon. Komplett flach ist es nie und man hat immer Wurzeln und Steine.

Tag 11 25,7 Meilen / 41,2 km

Noch ein Tag ohne Sonne aber immerhin auch kein Regen. Die Höhenunterschiede sind wieder mal extrem, in 20 Meilen über 2000m hoch und runter. Der Weg ist teilweise nur Stein was mir sehr viel Spaß macht. Das Wandern ist hier definitiv anspruchsvoll und ein falscher Schritt wäre ein fataler Sturz oder eine Verletzung. Die Pilze und Bäume sind tatsächlich das Highlight. Wenn man sich noch etwas besser damit auskennt als ich sicherlich ein absolutes Paradies. Soviel Grün sieht man selten. Die Meilen sind zwar nicht so hoch wie auf anderen Trails aber die Tage heftig anstrengend. In der kurzen Zeit sind die Waden gut gewachsen und durch die steilen Berge ist mein Kalorienverbrauch definitiv deutlich höher.

Tag 12 24,3 Meilen / 38,9 km

Heute kommt das erste Mal seit 5 Tagen etwas Sonne durch. Genug um fix alles zu trocknen was immer noch klam ist. Man gewöhnt sich langsam daran das die wenigen Aussichten die man hat hart erkämpft und somit genießt man sie deutlich mehr. Die Bäume werden jeden Tag herbstlicher und die Tage erschreckend kurz und dunkel. Man hat dadurch zwar mehr Schlaf und Zeit was auf Netflix zu schauen aber tagsüber kaum Pause.

Tag 13 14,1 Meilen / 22,6 km

Heute gibt’s einen kurzen Stop in Glasgow, einem Ort mit 50 Einwohnern. Hier gibt’s ein kostenloses Shelter gesponsert von der Kirche. Nach einer ausgewogenen Mahlzeit und einem fixen Einkauf von Lebensmitteln entschließen wir uns doch noch weiter zu gehen. Man gewöhnt sich hier fix ab das Zelt offen zu lassen da innerhalb von Minuten dutzende seltsame Insekten rein kriechen. Überhaupt sind um die Jahreszeit zwar keine Mücken und Fliegen aber es fleucht und kreucht einiges auf einem herum. Von Schnecken über Würmern bis zu seltsamen Heuschrecken, gigantischen Ameisen und Käfern alle Art. Man hat immer irgendwas das kuscheln möchte und auf mir sitzt…

Tag 14 22,8 Meilen / 36,5 km

Heute wieder ein Tag wo man die Beine richtig schön trainiert. Insgesamt 2400m Höhenunterschiede. Auf derselben Strecke auf dem Pacific Crest Trail wäre es die Hälfte. Immerhin wird es endlich wieder sonnig und soll auch erstmal so bleiben. Mein Hunger steigt langsam ins unermessliche und die Beine werden definitiv dünner. Die Aussichten sind ok, nicht vergleichbar mit Colorado aber trotzdem sehenswert. Insgesamt hätte ich mir das alles schwieriger vorgestellt. Heute schlafe ich auf der Veranda einer riesigen Hütte.

Tag 15 23,4 Meilen / 37,5 km

Gespenstisch am Morgen wenn die Sonne langsam den Nebel lichtet. Vor allem wenn man der erste ist hat man gigantische Spinnennetze. Mittlerweile muss ich schon komplett im Dunklen aufstehen und packen um überhaupt kurz nach 7 los zu legen. Irgendwann wird schlafen auch öde und nach 11 Stunden im Zelt ist es langweilig. Die Geräusche nachts sind der Hammer, wie im Urwald. Leider haben wir bisher noch keinen Bären gesehen aber Rehe, Hirsche, gigantische Eichhörnchen und Frösche/Kröten in allen Farben gibt’s genug.

Tag 16 8,4 Meilen / 13,5 km

Heute ein kurzer Tag direkt zu einem Dinner in Daleville. Dort gab es 2 komplette Frühstücks Bestellungen pro Person und ich habe immer noch Hunger. Der Körper hat es dringend nötig zu Essen was geht. Die Thru hiker sind hier zu 2/3 fertig mit dem 2100 Meilen Trail. Wir haben in den 16 Tagen schon über 300 Meilen / 480 km abgehakt und sind somit deutlich fixer als alle die man hier so trifft. Nach über 2 Monaten verabschiedet sich heute eine der beiden Französinen. Sie fliegt morgen zurück nach Kalifornien um noch die Wüste des Pacific Crest Trail zu erledigen und wir haben sie noch gebührend verabschiedet. Ich habe für mich beschlossen noch den Rest von hier zum Monument anzugehen was noch etwa 750 Meilen / 1200 km sind. Außer natürlich das vorher der Winter einbricht. Ich werde mich definitiv nicht durch Schnee oder Regen quälen. Das nächste Stück wird nochmal eine ganze Stufe härter und kälter. Zudem ist wieder mal Wochenende was auf dem Appalachian Trail viele Menschen bedeutet. Von Tageswanderern über Pfadfindern und Wochenend Helden die die Hütten in ihre Gewalt nehmen ist alles dabei. Ich bin gespannt, der Wetterbericht ist gut, der Körper müde aber die geistige Motivation gleicht das aus.

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